Umweltmediziner: Entwöhnungsprogramme für Eltern aus der Tabaksteuer finanzieren

Kinder vor Tabakrauch schützen!

Rauchende Eltern gefährden die Gesundheit ihrer Kinder. Zahlreiche Studien zeigen, dass vor allem Ungeborenen, Säuglingen und Kleinkindern ernste gesundheitliche Risiken drohen, wenn in ihrer unmittelbaren Umgebung geraucht wird. Die Arbeitsgruppe der Umweltmediziner in der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) fordert deshalb von der Politik verstärkte Anstrengungen zur Rauchentwöhnung: „Sinnvoll wäre ein flächendeckendes Angebot von Entwöhnungsprogrammen für junge Paare“, erklärt der Sprecher der Arbeitsgruppe, der Osnabrücker Kinderarzt Dr. Thomas Lob-Corzilius. „Diese Kurse sollten aber nicht von den Krankenkassen bezahlt werden, sondern staatlicherseits aus den hohen Erlösen der Tabaksteuer.“

Laut dem Kinderumweltsurvey des Jahres 2006 wird in fast der Hälfte (46 Prozent) aller bundesdeutschen Haushalte, in denen Kinder leben, geraucht. So zeigt sich die Kehrseite der Nichtraucherschutzgesetze in Deutschland: Die Wohnung und das Privatauto wurden zu den Orten mit der höchsten Passivrauchbelastung. Für Lob-Corzilius ein unhaltbarer Zustand:  „Während Minderjährigen inzwischen der Besuch von Sonnenstudios verboten ist, wird die Gefährdung von Kindern durch den Tabakrauch in der Wohnung kaum beachtet.“

Passivrauchen führt zu vielfältigen negativen Auswirkungen auf die Kindesgesundheit:

  • Rauchende Schwangere haben ein deutlich erhöhtes Risiko, ein Früh- und Mangelgeborenes zur Welt zu bringen.

  • Das Risiko für einen plötzlichen Kindstod in den ersten Lebensmonaten ist dreifach erhöht, wenn die Mutter des Babys raucht.

  • Nachgewiesen sind auch Verminderungen des Lungenwachstums, vermehrte Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Mittelohrentzündungen, eine erhöhte Infektanfälligkeit der tiefen Atemwege und ein Anstieg der Asthmahäufigkeit um 20 Prozent bei Kindern von rauchenden Eltern.

Positive Trends zeigen sich dagegen bei den Jugendlichen: In den vergangenen Jahren ist das Einstiegsalter der Raucher erkennbar gestiegen. „Das ist vor allem ein Erfolg neuer gesetzlicher Regelungen“, erklärt Dr. Lob-Corzilius: „Die Altergrenze für das Rauchen in der Öffentlichkeit wurde auf 18 Jahre heraufgesetzt, der Zugang zu Zigaretten z.B. am Automaten erschwert und Tabakwaren wurden deutlich verteuert.“

Dennoch rauchen immer noch zu viele junge Erwachsene – Frauen inzwischen ebenso häufig wie Männer; und der Anteil der Raucher steigt, je niedriger der Sozialstatus und je geringer die Schulbildung ist.  „Mit puren Appellen zum Rauchstopp oder abschreckenden Bildern auf den Zigarettenpackungen wird man diese Menschen kaum von ihrem Nikotinkonsum abbringen“, mahnt Dr. Lob-Corzilius.

Gerade jungen Paaren, die eine Familie gründen wollen, sollte durch eine gezielte Rauchentwöhnung geholfen werden. Die Arbeitsgruppe der Umweltmediziner in der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) fordert deshalb ein flächendeckendes Angebot bewährter Entwöhnungsprogramme z.B. „Rauchfrei in 10 Schritten“ von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Die Kosten für diese Kurse sollten aber weder die Betroffenen noch die Krankenkassen tragen, sondern der Staat aus den hohen Erlösen der Tabaksteuer. Gleichzeitig müssten diese Angebote mit den Schwangerschafts- und Kindervorsorgeuntersuchungen vernetzt werden. „Wir Ärzte sind dann gefordert, schon werdende Eltern auf ihren Tabakkonsum anzusprechen und sie deutlich auf die Entwöhnungsprogramme hinzuweisen“, so Dr. Lob-Corzilius. „Die Rauchprävention im Sinne der Kinder kann nicht früh genug beginnen!“

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