Lucie Adelsberger Medaille

Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) hat 2015 im Rahmen des 10. Deutschen Allergiekongresses in Köln erstmals die Lucie Adelsberger Medaille verliehen. Der Ehrenpreis soll an die deutsche Kinderärztin/Internistin und pädiatrische Allergologin Dr. Lucie Adelsberger erinnern. Die GPA vergibt die Lucie Adelsberger Medaille für hervorragende Leistungen im Gebiet der pädiatrischen Allergologie in wissenschaftlicher, ärztlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Entsprechend der wissenschaftlichen und beruflichen Ziele der Namensgeberin Lucie Adelsberger soll dieser Preis besonders die Kolleginnen und Kollegen ehren, die sich um die Forschung und Lehre, den Wissenstransfer von der Klinik in die Praxis und die Verbesserung der Situation allergiekranker Kinder und Jugendlicher verdient gemacht haben. Weitere [Informationen]

Lucie Adelsberger wurde am 12. April 1895 in Nürnberg als erstes von 3 Geschwistern geboren. Nach dem Abitur am 14.07.1914 begann sie an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen Medizin und im Nebenfach Naturwissenschaften zu studieren. Nach dem Staatsexamen 1919 begann Lucie Adelsberger mit ihrem Praktischen Jahr, promovierte und erlangte 1925 und 1926 die Facharztspezialisierungen für Innere Medizin und Kinderheilkunde. Gleichzeitig war sie wissenschaftlich tätig und befasste sich vor allem mit den verschiedenen Formen der Überempfindlichkeit beim Menschen, der Allergie. 1925 eröffnete Lucie Adelsberger eine Praxis in Berlin und arbeitete als Internistin und Kinderärztin mit dem Schwerpunkt allergische Krankheiten. In den folgenden Jahren erschienen zahlreiche Publikationen, Lucie Adelsberger wurde zudem Mitglied einer neu gegründeten Forschungsgruppe am Robert Koch-Institut und leitete dort zusammen mit Hans Munter die Beobachtungsstelle für Überempfindlichkeitsreaktionen. Beide wurden am 31.03.1933 entlassen, am 22. April 1933 verlor Lucie Adelsberger, wie alle nichtarischen Ärzte, ihre Zulassung bei den Krankenkassen. Im Frühjahr und Sommer 1938 hielt Adelsberger sich an der Harvard-University in Boston auf, konnte aber weder dort noch einige Monate später in London bleiben und arbeiten. Am 30. September 1938 wurde allen jüdischen Ärztinnen und Ärzten die Approbation entzogen. Am 17. Mai 1943 wird Lucie Adelsberger mit dem „38. Osttransport“ von Berlin nach Auschwitz deportiert. Sie wird dort als Ärztin der Kinder im Zigeunerlager und im Frauen-Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau eingesetzt. Sie übersteht den berüchtigten Rückmarsch in das KZ Ravensbrück. Am 2.5.1945 wird sie befreit. In den folgenden Jahren lebte sie zunächst in Amsterdam, arbeitete dann ab 1947 in Kliniken in New York als Ärztin und publiziert zu Themen aus der Allergologie und Immunologie. Am 2.11.1971 stirbt Lucie Adelsberger in New York.
(Foto aus "Auschwitz: ein Tatsachenbericht; das Vermächtnis der Opfer für uns Juden und für alle Menschen / Lucie Adelsberger", Herausgeber Eduard Seidler, ISBN 3-416-02986-0, Bouvier-Verlag Bonn)

Die Preisträger

2023 | Prof. Albrecht Bufe

Die GPA e.V. vergibt die Lucie Adelsberger-Medaille für hervorragende Leistungen im Gebiet der pädiatrischen Allergologie in wissenschaftlicher, ärztlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Entsprechend der wissenschaftlichen und beruflichen Ziele der Namensgeberin Lucie Adelsberger soll dieser Preis besonders die Kolleginnen und Kollegen ehren, die sich um die Forschung und Lehre, den Wissenstransfer von der Klinik in die Praxis und die Verbesserung der Situation allergiekranker Kinder und Jugendlicher verdient gemacht haben. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an Prof. Albrecht Bufe aus Bochum. Er hat die Allergologie über viele Jahre stark geprägt  – sowohl in der Grundlagenforschung, der klinischen Forschung, der Fort- und Weiterbildung als auch als Kinderarzt. Neben der ärztlichen und universitären Laufbahn war Albrecht Bufe über Jahrzehnte hinweg in verschiedenen Ehrenämtern engagiert. [Laudatio Prof. Dr med. Christian Vogelberg]

2022 | Prof. Jörg Kleine-Tebbe

Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) vergibt in diesem Jahr zum 8. Mal die Lucie Adelsberger Medaille für hervorragende Leistungen im Gebiet der pädiatrischen Allergologie in wissenschaftlicher, ärztlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Entsprechend der wissenschaftlichen und beruflichen Ziele der Namensgeberin Lucie Adelsberger soll dieser Preis besonders die Kolleginnen und Kollegen ehren, die sich um die Forschung und Lehre, den Wissenstransfer von der Klinik in die Praxis und die Verbesserung der Situation allergiekranker Kinder und Jugendlicher verdient gemacht haben. In diesem Jahr wurde Prof. Dr. Jörg Kleine-Tebbe mit der Lucie Adelsberger Medaille ausgezeichnet. Jörg Kleine-Tebbes allergologisches Wirken ist und war stets von der organübergreifenden Betrachtung des Faches geprägt, so dass er gleichermaßen bei allen ihren Vertretern ein sehr geschätzter und anerkannter Experte, gefragter Referent und für viele ein guter Freund ist. [Laudatio Prof Dr. med. Christian Vogelberg]

Frühere Preisträger

2021 | Prof. Johannes Forster

Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) vergibt in diesem Jahr zum 7. Mal die Lucie Adelsberger Medaille für hervorragende Leistungen im Gebiet der pädiatrischen Allergologie in wissenschaftlicher, ärztlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Entsprechend der wissenschaftlichen und beruflichen Ziele der Namensgeberin Lucie Adelsberger soll dieser Preis besonders die Kolleginnen und Kollegen ehren, die sich um die Forschung und Lehre, den Wissenstransfer von der Klinik in die Praxis und die Verbesserung der Situation allergiekranker Kinder und Jugendlicher verdient gemacht haben. Der Ehrenpreis soll auch an unsere Kollegin Lucie Adelsberger und ihren beruflichen sowie privaten Lebensweg, besonders geprägt durch ihre Verfolgung im Dritten Reich, erinnern. In diesem Jahr wurde Prof. Dr. med. Johannes Forster mit der Lucie Adelsberger Medaille ausgezeichnet. [Laudatio Prof Dr. med. Reinhard Berner]

2020 | Prof. Jürgen Seidenberg

Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) vergibt in diesem Jahr zum 6. Mal die Lucie Adelsberger Medaille für hervorragende Leistungen im Gebiet der pädiatrischen Allergologie in wissenschaftlicher, ärztlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Entsprechend der wissenschaftlichen und beruflichen Ziele der Namensgeberin Lucie Adelsberger soll dieser Preis besonders die Kolleginnen und Kollegen ehren, die sich um die Forschung und Lehre, den Wissenstransfer von der Klinik in die Praxis und die Verbesserung der Situation allergiekranker Kinder und Jugendlicher verdient gemacht haben. Der Ehrenpreis soll auch an unsere Kollegin Lucie Adelsberger und ihren beruflichen sowie privaten Lebensweg, besonders geprägt durch ihre Verfolgung im Dritten Reich, erinnern. In diesem Jahr hat das Kuratorium entschieden, Prof. Dr. med. Jürgen Seidenberg mit der Lucie Adelsberger Medaille zu ehren. [Laudatio PD Dr. Tobias Ankermann]

2019 | Prof. Susanne Lau

Die GPA verleiht die Lucie Adelsberger Medaille für hervorragende Leistungen im Gebiet der pädiatrischen Allergologie in wissenschaftlicher, ärztlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Entsprechend der wissenschaftlichen und beruflichen Ziele der Namensgeberin des Lucie Adelsberger Preises soll dieser Preis besonders die Kolleginnen und Kollegen ehren, die sich um die Forschung und Lehre, den Wissenstransfer von der Klinik in die Praxis und die Verbesserung der Situation allergiekranker Kinder und Jugendlicher verdient gemacht haben. Die Lucie Adelsberger Medaille geht in diesem Jahr an Frau Prof. Susanne Lau, Berlin. Die Laudatio im Rahmen der Feierstunde hielt Prof. Matthias Kopp, Lübeck.

2018 | Prof. Erika von Mutius

Die Lucie-Adelsberger-Medaille 2018 geht an Frau Prof. Erika von Mutius, München. Frau Prof. von Mutius verbindet seit vielen Jahren in hohem Maße Forschung und Lehre mit der klinischen Praxis. Auf dem Gebiet der allergologischen Forschung gehörte sie zu den Ersten, die nach der Wende 1989/1990 zeigen konnten, dass es in der ehemaligen DDR trotz schlechter Umweltbedingungen nur etwa halb so viel Allergien gab wie in der BRD. Diese Daten bildeten mit den Grundstock für eine völlig neue Diskussion über die Entstehung von Allergien. Die Ergebnisse dieser Studie sowie ihre weiteren Arbeiten, und hier ist v. a. die Bauernhofstudie – die sog. ALEX-Studie – zu nennen, haben zur Hygienehypothese beigetragen. Dies wurde auch durch die nachfolgende GABRIELA- und PARZIVAL-Studie untermauert.

So war Frau Prof. von Mutius durch ihre Arbeiten wesentlich daran beteiligt, dass es zum Paradigmenwechsel kam: Weg vom Karenzgedanken und hin zur Toleranzerzeugung. Ihre wissenschaftliche Tätigkeit wurde auch mit vielen Auszeichnungen gewürdigt; hier ist v. a. die Verleihung des Leibnitz-Preises 2013 zu nennen. Aufgrund ihrer vielfältigen wissenschaftlichen Tätigkeit wurde Frau Prof. von Mutius auch Mitglied in zahlreichen redaktionellen Beiräten hochkarätiger internationaler Zeitschriften und so ist sie z. B. Mitherausgeberin des JACI und sie gehört zum Editorial Board des „New England Journal of Medicine“.

Wer wissenschaftlich so aktiv ist, ist natürlich auch viel gefragt und so hat Frau Prof. von Mutius als neue wissenschaftliche Aufgabe und Herausforderung 2017 die Leitung des Instituts für Asthma- und Allergieforschung am Helmholtz-Zentrum in München übernommen.

Was ich aber besonders herausheben möchte ist, dass sie trotz ihrer vielfältigen Aktivitäten den Bezug zur praktisch-klinischen Tätigkeit nie aufgegeben hat und nach wie vor neben all den eben genannten Aufgaben die Allergie und Asthmaambulanz des Dr. von Hauner‘schen Kinderspitals leitet. Somit ist Frau Prof. von Mutius ein besonderes Beispiel für die Verbindung von Forschung und klinischer Tätigkeit im Sinne der Lucie-Adelsberger-Medaille.

Auszug aus der Laudatio von Prof. Carl-Peter Bauer

2017 | Prof. Bodo Niggemann, Berlin

Prof. Bodo Niggemann, Berlin, wurde für sein über drei Jahrzehnte währendes, herausragendes Engagement für die pädiatrische Allergologie mit der Lucie Adelsberger Medaille ausgezeichnet. Damit wird nicht nur seine wissenschaftliche Leistung, die ihren Niederschlag in 342 wissenschaftlichen Veröffentlichungen, 30 Buchbeiträgen sowie sechs Büchern gefunden haben, gewürdigt, sondern auch seine über viele Jahr andauernde Tätigkeit als Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft allergologisch tätiger Kinderärzte, der späteren nappa, der GPA und weiterer wissenschaftlicher Gesellschaften. [Laudatio]

2016 | Prof. Dr. Wolfgang Leupold, Dresden

Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V. (GPA) hat anlässlich des diesjährigen Deutschen Allergiekongresses in Berlin Prof. Dr. Wolfgang Leupold, Dresden, mit der Lucie Adelsberger Medaille ausgezeichnet. Prof. Dr. Leupold erhält diese Auszeichnung für sein Lebenswerk als Kinder- und Jugendarzt mit Leib und Seele, das weit über sein Spezialgebiet, die pädiatrische Pneumologie und Allergologie, hinausgeht. Als einer der Gründungsväter der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Pneumologie und Allergologie e.V. (APPA) hat sich Leupold in besonderem Maße um die Förderung der wissenschaftlichen Forschung sowie die Fortbildung im Bereich der pädiatrischen Pneumologie und Allergologie verdient gemacht. Aufgrund seiner hohen fachlichen Kompetenz mit seinem zurückhaltenden, bescheidenen, anderen gegenüber immer loyalen Auftreten ist Wolfgang Leupold auch nach seiner aktiven Zeit ein gefragter Experte seines Fachgebiets.

2015 | Prof. Dr. Radvan Urbanek, Freiburg

Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) hat im Jahr 2015 erstmals die Lucie Adelsberger Medaille an Prof. Dr. Radvan Urbanek, Freiburg, verliehen. Der Preisträger wurde am 20. November 1943 in Prag geboren, wo er auch Medizin studierte und promovierte; 1971 erlangte er den Facharzt für Kinderheilkunde an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Dort hat er sich 1980 habilitiert über „Immunologische Untersuchungen bei Allergien im Kindesalter“ – mit einem wesentlichen Fokus auf der Insektengift-Allergie. Wissenschaftlich hat er 1983/1984 mit einem Forschungsaufenthalt im Guy‘s Hospital in London nochmals seinen immunologischen Horizont erweitert.
Er ist einer der Gründer der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Allergologie Süd – einerseits als trinationale (Schweiz-Österreich-Deutschland) AG, andererseits als ein Fundament der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie. 1990 wurde er auf den „von Pirquet-Lehrstuhl“ der Universitäts-Kinderklinik Wien berufen. Neben der Leitungsaufgabe der großen Abteilung für Allgemeinpädiatrie hat er sich dort auch stets hochengagiert mit der Allergologie und Pneumologie beschäftigt.
Er wird den Anforderungen, die den Trägerinnen und Trägern der Lucie Adelsberger Medaille gestellt sind, in besonderer Weise gerecht, wie Prof Johannes Forster in seiner Laudatio betonte. Er hat sich nicht nur, um die Forschung und die allergologische Krankenversorgung verdient gemacht, er ist auch ein hervorragender Lehrer. Er ist ein mitreißendes Vorbild, auch jetzt noch, da er seit 2006 wieder in der Allergie- und Pneumologie-Ambulanz des Zentrums für Kinderheilkunde und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg als Arzt, Berater und Ausbilder tätig ist.

Die regionalen Arbeitsgemeinschaften der GPA