Spezifische Immuntherapie bleibt effektivste kausale Therapie
Leiden Kinder an Heuschnupfen oder allergischem Asthma, reichen medikamentöse Therapien oft nicht aus oder erweisen sich als nicht nachhaltig. Die einzige kausale Behandlung ist hier nach wie vor die Spezifische Immuntherapie (SIT). Dennoch zeigen aktuelle Erhebungen, dass die Zahl dieser Behandlungen in Deutschland gesunken ist. Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) weist deshalb darauf hin, bei Kindern mit diagnostiziertem Heuschnupfen oder allergischem Asthma stets zu prüfen, ob nicht eine SIT in Frage kommt.
Heuschnupfen und allergisches Asthma gehen mit einer IgE-vermittelten Sensibilisierung, zumeist gegen inhalative Allergene, einher. Antihistaminika, lokal angewandte Kortikosteroide sowie kurz oder lang wirksame Bronchodilatatoren sind zwar effektiv bei der Kontrolle der Symptome; „doch dieser rein symptomatischen Therapie fehlt die Nachhaltigkeit“, erklärt Prof. Dr. Albrecht Bufe (Bochum), 1. Vorsitzender der GPA. Bei der spezifischen Immuntherapie (SIT) dagegen werden die auslösenden Allergene dem Immunsystem in hoher Konzentration und über längere Zeit zugeführt. Dies erzeugt eine Toleranz gegenüber den Allergenen, die auch nach Beendigung der SIT noch lange anhält.
„Die verschiedenen Applikationsformen der SIT – subkutan oder sublingual (bei entsprechender Studienlage) – sind wissenschaftlich mittlerweile so gut geprüft, dass sie in den Händen allergologisch erfahrener Kinder- und Jugendärzte als sicher und effektiv gelten können“, sagt Bufe. „Ihr Erfolg hängt allerdings vom auslösenden Allergen ab und davon, inwieweit die Symptome wirklich mit der Allergie korrelieren.“ In unklaren Fällen sollten die Diagnostik und die Verordnung des Allergenextrakts einem pädiatrischen Allergologen obliegen. Die Durchführung der SIT, die in der Regel mindestens drei Jahre dauert, kann an allergologisch erfahrene Ärzte delegiert werden.
„Bei Kindern, die lediglich einen Heuschnupfen haben, kann die SIT dem Auftreten von allergischem Asthma vorbeugen“, erläutert Dr. Peter Eberle, Kinder- und Jugendarzt aus Kassel. Zwar fehlt trotz Studien noch die letzte Gewissheit, wie stark und nachhaltig dieser Effekt ist und ob er auch bei allen Applikationsformen wirkt; im Interesse der Patienten empfiehlt die GPA, die Option der Asthmavorbeugung bei der Indikation zur SIT dennoch immer zu bedenken. Eberle weiter: „Für 2015 sind neue, wissenschaftlich solide Ergebnisse zur Asthmaprävention bei Heuschnupfen zu erwarten. Untersucht wird dabei eine dreijährige sublinguale SIT mit einer Gräser-Allergen-Tablette, auch hinsichtlich ihrer Langzeitwirkung bis zu zwei Jahre nach Ende der Behandlung.“
Großes Augenmerk, so betont Dr. Ulrich Umpfenbach, Kinder- und Jugendarzt aus Viersen, widme der pädiatrische Allergologe den potenziellen Nebenwirkungen der Behandlung – unter anderem weil diese auch Compliance und Adhärenz beeinflussen. Bei der subkutanen Applikation könnten die Nebenwirkungen in extrem seltenen Fällen lebensbedrohlich werden. Diese Form der SIT wird deshalb immer vom Arzt durchgeführt und von ihm regelmäßig kontrolliert.
Bei der sublingualen Therapie sind die Nebenwirkungen weniger schwerwiegend, können lokal aber doch ausgeprägt sein. Da die Tropfen oder Tabletten in der Regel zu Hause eingenommen werden, führen diese unerwünschten Nebenwirkungen oft dazu, dass die Behandlung ohne Rücksprache mit dem Arzt abgebrochen wird. „Wir empfehlen deshalb, die Kinder nicht nur bei der subkutanen, sondern auch bei der sublingualen Anwendung von allergologisch erfahrenen Kinder- und Jugendärzten behandeln zu lassen“, so Dr. Umpfenbach. Um eine gute Compliance sicherzustellen, sollten die Ärzte umfassend informieren und die Kinder in ein kontinuierliches Betreuungsprogramm integrieren. Umpfenbach: „Die SIT ist eine Langzeitbehandlung über mindestens drei Jahre. Effektivität und Sicherheit hängen von der regelmäßigen Anwendung und der professionellen Kontrolle ab.“
Die GPA bietet seit 1997 bundesweit Kurse zur Indikation und Durchführung der SIT an. Weit über 1.000 Ärztinnen und Ärzte haben seitdem daran teilgenommen. Darüber hinaus beteiligt sich die GPA an Aufklärungskampagnen zur Immuntherapie für Eltern und Kinder.
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