Frühe Behandlung bei Kindern kann Folge-Erkrankungen stoppen
Hamburg, 30. April 2011 | Vor 100 Jahren entdeckten die britischen Ärzte Leonard Noon und John Freeman die Grundlagen für die Desensibilisierungstherapie bei Allergien. Die inzwischen als spezifische Immuntherapie bekannte Behandlungsmethode hilft auch heute Kinder vor schwerwiegenden Folgeerkrankungen wie z.B. Asthma bronchiale zu schützen. Mit ihrer Hilfe lässt sich das Fortschreiten der Allergie bei Kindern mindern bzw. sogar heilen. Die spezifische Immuntherapie ist der einzige Behandlungsansatz, der die Ursachen der Allergie bekämpft und damit auch den übermäßigen Einsatz von Arzneimitteln zur Behandlung der Symptome eindämmt.
Ziel der spezifischen Immuntherapie ist es, den Körper des Patienten mit dem Allergieauslöser solange zu konfrontieren bis dieser akzeptiert wird bzw. es zu keiner überschießenden Immunantwort mehr kommt. Dabei werden in der Regel steigende Dosierungen über einen Zeitraum von drei und mehr Jahren eingesetzt. Haupteinsatzgebiete sind die Allergien der Atemwege (Heuschnupfen, Asthma bronchiale) sowie die Bienen- und Wespengiftallergie.
Aufgrund des langen Zeitraums ist es deshalb wichtig, sich genau zu überlegen, welche Form der Behandlung gewählt wird, denn nur eine durchgängige Therapie bringt auch den gewünschten Erfolg. erläutert Professor Dr. Albrecht Bufe, Leiter Experimentelle Pneumologie an der Ruhr-Universität Bochum und Vorsitzender der GPA, den entscheidenden Faktor des Erfolgs. Ohne die Mitarbeit der Patienten, die sogenannte Compliance, sind die Aussichten auf eine erfolgreiche Therapie deutlich geringer, betont Professor Bufe.
Die am häufigsten angewendete und wirksamste Form der spezifischen Immuntherapie ist die subkutane Therapie, bei der monatlich das Allergen unter die Haut am Oberarm gespritzt wird. Großer Vorteil dieser Therapie ist, dass einmal subkutan ein Depot verabreicht wird und der Patient einen ganzen Monat nicht mehr darüber nachdenken muss. Nachteilig sind die nicht immer schmerzfreie Verabreichung, der relativ hohe Zeitaufwand einmal im Monat zum Arzt gehen zu müssen und das seltene Risiko schwerer allergischer Nebenwirkungen. erklärt Prof. Dr. Matthias Kopp, Leiter des Schwerpunkts Pädiatrische Pneumologie und Allergologie an der Universitätsklinik Lübeck.
Als Alternative zu der inzwischen durch wissenschaftliche Studien belegten subkutanen Therapie bietet sich bei Kindern deshalb auch die sublinguale Behandlung an, bei der das Allergen mit Hilfe von speziellen Lösungen (Tropfen) oder Tabletten über die Schleimhaut der Zungen-Unterseite verabreicht wird. Diese Verabreichungsform kann nach einer Beratung durch einen Kinderallergologen für die Patienten als alternative Behandlungsform eingesetzt werden, wenn die Wirksamkeit für das jeweilige Produkt durch Studien belegt ist.
Ein Nachteil der sublingualen Behandlung ist, dass bei 40% der Kinder Reizungen im Bereich der Mundschleimhaut und Zunge auftreten können. Eine ausführliche Beratung der Eltern und Patienten durch den behandelnden Arzt ist hier besonders wichtig, damit die Behandlung zu Hause auch verlässlich von den Eltern durchgeführt wird.
Die Experten raten auf jeden Fall dazu, die spezifische Immuntherapie von Fachärzten, d.h. allergologisch erfahrenen und weitergebildeten Kinder- und Jugendärzten durchführen zu lassen. Mit einer genauen Diagnose und einer entsprechend optimierten Behandlung lässt sich bei Kindern mit einem allergischen Schnupfen das Fortschreiten zu einem Asthma bronchiale in 40 bis 60 Prozent der Fälle verhindern.
Besonders erfolgreich ist die Hyposensibilisierung bei Kindern, die in Folge von Bienen- oder Wespenstichen eine schwere allergische Schockreaktion erlebt haben. Weitere Informationen und Unterstützung für betroffene Patienten und Eltern bietet hier auch das Präventions- und Informationsnetzwerk Allergie/Asthma (pina) online unter www.pina-online.de.
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